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Die neuen Schweizer Regeln 2021: Neudefinition der institutionellen Schiedsgerichtsbarkeit in der Schweiz

Veröffentlichungen: August 08, 2021

Die Swiss Chambers' Arbitral Institution ("SCAI") hat kürzlich ihre neue Schweizerische Schiedsgerichtsordnung ("Swiss Rules") 2021 veröffentlicht, die am 1. Juni 2021 in Kraft tritt. Die neue Schiedsordnung enthält Änderungen, die die vorherige Schiedsordnung von 2012 ergänzen und erweitern. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören das Rebranding der SCAI, technologische Fragen, die Behandlung von Streitigkeiten mit mehreren Parteien und mehreren Verträgen sowie Fragen des effektiven Fallmanagements.

Dieser Artikel beleuchtet einige der wichtigsten Änderungen der Swiss Rules 2021.

Umfirmierung von SCAI in Schweizerisches Schiedsgerichtszentrum

Zusätzlich zu den neuen Regeln, die am 1. Juni 2021 in Kraft treten, wird der SCAI in Schweizerisches Schiedszentrum umbenannt. Trotz dieser bedeutenden institutionellen Änderung sieht die neue Schiedsordnung vor, dass die Schiedsklauseln, die auf den SCAI verweisen, weiterhin gültig und verbindlich sind. Solche Klauseln werden vom Schweizerischen Schiedsgerichtszentrum anerkannt und angewendet.

Die Umbenennung geht einher mit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen der Schweizerischen Vereinigung für Schiedsgerichtsbarkeit ("ASA") und dem neuen Schweizerischen Schiedsgerichtszentrum. Die ASA hat vor kurzem die neue Website(www.swissarbitration.org) vorgestellt, die als Drehscheibe für alle Ressourcen im Zusammenhang mit der Schiedsgerichtsbarkeit in der Schweiz dient.

Das Rebranding in Verbindung mit der neuen Website wird die Position der Schweiz (Genf und Zürich) als einer der bevorzugten Standorte für Schiedsverfahren deutlich stärken.

Die technologische Revolution in der Schiedsgerichtsbarkeit aufgreifen

Im Einklang mit der Akzeptanz der Technologie in der Schiedsgerichtsbarkeit durch andere Institutionen enthalten die Swiss Rules bedeutende Ergänzungen zu ihrer vorherigen Version:

Artikel 3(1) erlaubt nun, dass die Einleitungsanzeige an das Sekretariat unter jeder beliebigen Adresse, "postalisch oder elektronisch", eingereicht werden kann. Außerdem sind keine Ausdrucke der Einleitungsanzeige erforderlich, wenn der Kläger damit einverstanden ist, dass der Beklagte per E-Mail benachrichtigt wird.

Darüber hinaus erlaubt der neue Artikel 27(2), dass Anhörungen persönlich oder per Videokonferenz oder mit anderen geeigneten Mitteln durchgeführt werden können. Die Regeln von 2012 sahen zwar die virtuelle Aufzeichnung von Beweisen vor,[1] nicht aber ausdrücklich virtuelle Anhörungen.

Stabiler Rahmen für die Handhabung von Situationen mit mehreren Parteien und mehreren Verträgen

Es ist auch erwähnenswert, dass die Schiedsgerichtsordnung 2012 bereits Bestimmungen über die wirksame Behandlung von Streitigkeiten mit mehreren Parteien und mehreren Verträgen enthielt, unter anderem durch Verweis auf die Verfahrensmechanismen der Intervention in der Schiedsgerichtsbarkeit[2].

In der Schiedsgerichtsordnung von 2021 werden Kreuzklage, Beitritt, Intervention[3] und Konsolidierung[4] separat anerkannt.

Angesichts der zunehmenden Komplexität internationaler Transaktionen werden diese Bestimmungen den Parteien mehr Klarheit darüber verschaffen, wie sie Streitigkeiten mit mehreren Gerichtsbarkeiten, an denen verschiedene Verträge und mehrere Parteien beteiligt sind, effizienter und zügiger lösen können.

Effektives Fallmanagement

Eine weitere wichtige Ergänzung der Regeln von 2021 ist Artikel 19, der die Organisation und Durchführung von Verfahren betrifft. Der neue Artikel 19(2) verlangt von den Parteien und den Gerichten, so bald wie möglich nach Erhalt der Akten vom Sekretariat eine Fallbearbeitungskonferenz (CMC") abzuhalten. Gemäß Artikel 19(2) sollte die CMC Gespräche über "die Organisation des Schiedsverfahrens, einschließlich der Verfahrensregeln, sowie über Fragen des Datenschutzes und der Cybersicherheit in dem Maße führen, wie dies zur Gewährleistung eines angemessenen Niveaus an Compliance und Sicherheit erforderlich ist.

Angesichts zunehmend komplexer Schiedsverfahren ermöglicht die Organisation einer CMC den Schiedsgerichten einen besseren und umfassenderen Überblick über die Ansprüche, Rechte und Pflichten, die mit dem jeweiligen Fall verbunden sind. Außerdem bietet sie den Parteien und Gerichten die Möglichkeit, Fragen der Cybersicherheit gleich zu Beginn des Verfahrens zu erörtern. Die Aufnahme der CMC in die neue Schiedsordnung ist ein Beweis für das Engagement des Schweizerischen Schiedsgerichtszentrums für ein effizientes Management von Schiedsverfahren.

Fazit

Durch die rechtzeitige Einführung von Änderungen schließen sich die neuen Swiss Rules 2021 nun mehreren anderen international renommierten Institutionen wie der ICC, der LCIA, der ICDR usw. in ihrem Streben nach Verfahrenseffizienz an, indem sie beispielsweise die Online-Verwaltung von Schiedsverfahren erleichtern.

Die neue Schiedsordnung steht im Einklang mit den aktuellen internationalen Best Practices und wird es dem Schweizerischen Schiedsgerichtshof ermöglichen, seine Position als eine der wichtigsten Schiedsinstitutionen in der DACH-Region und auf dem internationalen Schiedsmarkt insgesamt weiter zu stärken.

Ressourcen

  1. Schweizer Regeln 2012, Art. 25(4).
  2. Swiss Rules 2004 und 2012, Art. 4(2); Bernard Hanotiau, Complex Arbitrations: Multi-party, Multi-contract, Multi-issue - A comparative Study (2. Auflage, Kluwer Law International 2020) 313.
  3. Swiss Rules 2021, Art. 6.
  4. Schweizerische Schiedsordnung 2021, Art. 7.

Der Inhalt dieses Artikels soll einen allgemeinen Überblick über das Thema geben. Für Ihre spezifische Situation sollten Sie sich von einem Spezialisten beraten lassen.